Montevideo:

 

Seit gut eineinhalb Wochen sind wir nun in der Hauptstadt Uruguays – dem Ausgangspunkt unserer Reise. Wir fühlen uns hier sehr wohl – das Leben in dieser Stadt ist entspannt, die Uruguayos immer mit der Thermoskanne unter dem Arm und der Maté in der Hand lassen sich nicht stressen.

 

Doch nun von Anfang an:

 

Wir sind am 16. Jänner 2018 in Montevideo gelandet – wie kurz im Blog erwähnt sehr glücklich darüber, dass auch unser Gizmo die 16 Stunden ohne Wasser und Pfoten-Vertreten gut überstanden hat. Seine Flugbox sieht er zum Glück immer noch als Zufluchts- und Ruheort – hier schläft er auch gern während der Nacht im Hotelzimmer (natürlich in der offenen Box!)

 

Unser Empfang in diesem Land war unkompliziert – wie man bei Ankunft in Drittländern gewohnt ist, wird das Gepäck bei der Einreise gescannt – völlig problemlos – wir haben keinen einzigen Touristen gesehen, dessen Gepäck geöffnet wurde. In unserem Fall war in jedem Koffer fast die Hausapotheke eines Landarztes – da hätten wir mit unserem dürftigen A1 Spanisch-Kenntnissen schon einigen Erklärungsbedarf gehabt. Ebenso glimpflich ist auch Gizmo´s Einreise verlaufen. Sein europäischer Heimtierausweis ist „lediglich“ auf Deutsch und Englisch – das hätte beim falschen Beamten zum Problem werden können, denn noch kleiner als unsere Spanisch-Kenntnisse sind die Englisch-Kenntnisse der meisten Uruguayos. „Unsere“ Beamtin war sehr entspannt und hat sich damit abgefunden, dass sie kein Wort versteht und sich von Haimo bereitwillig die jeweiligen Impfungen mit Händen und Füßen erklären lassen.

 

Vor dem Flughafengebäude darf nun auch Gizmo endlich aus seiner Box, Wasser trinken und rumspringen. Wir sind happy – endlich haben wir unseren Buben wieder und da uns langsam bewusst wird, dass wir ja gar keinen Stress mehr haben, bleiben wir im Treiben vor dem (sehr sauberen) Flughafengebäude einfach sitzen, herzen Gizmo, trinken Wasser und schauen einfach mal ins Leere und genießen, dass alles gut gegangen ist. Irgendwann wird dann die Freude auf eine Dusche doch so groß, dass wir uns nach einer Mitnahme Gelegenheit für uns und das viele Gepäck inklusive Hundebox umschauen und wie befürchtet, nimmt uns kein Taxi mit. Wir finden aber einen kleinen Shuttlebus, den wir gegen Bares exklusiv mieten können und der bringt uns direkt vor unser Hotel.

 

Man begrüßt uns freundlich im Hotel Ibis, teilt uns aber mit, dass unser Hund zu schwer ist! Wie? Zu schwer? Sind die Betten für uns auch nach Gewicht bemessen? Nein, aber angeblich hat Ibis eine Richtlinie und die besagt, Haustiere über 15kg werden nicht aufgenommen. Gut – nun sind wir aber hier – die unbeantwortete Email ans Hotel mit der Frage nach den Kosten bzw. den Modalitäten, wenn man Haustiere mitbringt haben wir als Beweis dabei, also haben wir Glück: die netten Damen an der Rezeption checken uns ein. Gegen den stolzen Aufpreis von 20,- pro Tag bekommen wir ein Formular überreicht auf dem festgelegt ist, was wir alles NICHT dürfen. Wir müssen also jeden Tag durch die Garage das Hotel betreten, dürfen ausschließlich den (ziemlich mitgenommenen) Service-Aufzug benutzen, dürfen uns mit dem Hund nicht in den Außenanlagen des Hotels aufhalten, wir dürfen nicht durch die Lobby mit ihm und wir dürfen am Abend auf der Terrasse auch keinen Drink zu uns nehmen, denn: wir dürfen Gizmo auch nicht allein im Zimmer lassen. Kurz und gut: unser Hund (und wir mit ihm) führt ein Schattendasein, das uns 20,- Euro am Tag kostet. Aber trotzdem sind wir noch dankbar, denn kein anderes Hotel akzeptiert hier Tiere.

 

Die Zimmer des Hotels dürften vor kurzem renoviert worden sein, alles schön sauber – die Lage entpuppt sich als ideal für uns: wir wohnen direkt an der Rambla República Argentina (Rambla=Strand) – also am Hausstrand. Spazieren, Sonne genießen, Baden für Gizmo (an ausgewählten Stellen, denn am super gepflegten offiziellen Strandabschnitt sind Hunde verboten), ein Sundowner Bier für uns – perfekt. Auch die Ciudad Vieja (Altstadt) ist bequem in 30 min erreichbar für uns. Den Hafen, in dem unser Zebra ankommt, haben wir auch schon zu Fuß inspiziert.

 

Relativ schnell stellt sich für uns heraus, dass wir die ursprüngliche Hotel-Buchung verlängern müssen – in Folge sogar zweimal: unser Schiff hat fast 14 Tage Verspätung. Nun ja – die Enttäuschung ist anfangs groß, aber wir können es nicht ändern. Also halten wir es wie die Uruguayos: wir machen uns keinen Stress und schauen uns mal um ein Set zum Maté-Tee-Kochen um.

 

Wir finden schnell unsere persönlichen „Stamm-Beisln“ - also ein mediterranes Bistro in der Innenstadt (Ramona) – eine Strandbar mit gutem argentinischen Bier an der Rambla (Lisa) und ein italienisches Lokal am Weg in die Stadt (Palermo Viejo). So spazieren wir vormittags zum Frühstück meist zu Ramona, da das Frühstück hier wirklich unser Favorit ist (und Gizmo deren), dann drehen wir unsere touristischen Stadtrunden und Fotografieren viel – mit Hund dauert ohnehin alles etwas länger. Anstrengend ist es auch, dann müssen wir dringend eine Pause machen und ein Bier trinken – der Mensch braucht genügend Flüssigkeit bei der Hitze ,-)! Abends geht es dann meist an den Strand und wir genießen das Treiben am Meer. Das ganze Leben nach der Arbeit und am Wochenende spielt sich für die Einheimischen hier ab. Familie, Hundebesitzer, verliebte Pärchen oder Mädelsrunden genießen die Freizeit am Meer, sitzend in der Wiese der Grünanlagen an der Rambla – und immer dabei: Das obligatorische Maté-Gefäß. Yerba-Maté Tee ist in ganz Südamerika verbreitet, das Land mit dem höchsten Teeverbrauch ist aber Uruguay – dabei muss man hier 100% des Tees importieren – hauptsächlich aus Brasilien.

 

Die Stadt ist generell sehr sauber und wirkt aufgrund der alten Kolonialbauten durchwegs europäisch – die Rambla ist den Leuten heilig – selten sieht man so einen gepflegten Strand. Klar, als Tourist ist man gewohnt, dass die Strände der Hotelanlagen top in Schuss gehalten werden, aber bewegt man sich in so manchem Land auf den Pfaden der Einheimischen, so erlebt man nicht selten eine böse Überraschung – nicht hier!

 

Was einem auch in Montevideo auffällt ist der italophile Flair – kein Wunder, bis in die 1930er sind sehr viele Italiener eingewandert. So wundert es nicht, dass die Dichte an mediterranen Bistros und Pizzerias enorm hoch ist. Leider, so muss man auch sagen, ist man in der Interpretation der italienischen Küche enorm flexibel – so bedeutet „Muzzarella“ schlichtweg „Analogkäse-Fiasko“. Aber man findet durchwegs gute Küche und sehr nette Lokale. Was Mode und vor allem die Schuhmode betrifft, ist man den Italienern definitiv sehr viel näher – einzige Skurrilität sind die Plateau-Schuhe in allen schwindelerregenden Höhen, um den eher kleinen Uruguayas lange Beine zu zaubern.

 

Kultur-touristisch sind wir etwas sparsam unterwegs – gezwungenermaßen, denn Gizmo darf ja nirgends mit – auch nicht mit Maulkorb. Gut – wir könnten jeweils nacheinander ein Museum besuchen oder nacheinander mit dem Touristen-Doppeldecker-Bus fahren, aber das wollen wir nicht – und so halten wir es wie „Die Drei Musketiere“. Wenn wir dann (endlich) mit dem Zebra am Weg sind, wird das leichter werden, Gizmo können wir dann schon mal eine Weile im Fahrzeug lassen und der zweite Vorteil liegt auf der Hand: er bewacht unser Hab und Gut.

 

Apropos Hunde: es gibt hier viele Hunde – es scheint fast so, als ob jeder einen Vierbeiner hätte. Ein großer Teil der Hunde ist unangeleint mit den Besitzern unterwegs. Das hat uns anfangs den einen und anderen Schrecken versetzt, aber das Hundemiteinander hier ist ein völlig anderes als zu Hause. Es ist genauso entspannt, wie die Uruguayos selbst – fast hat man den Eindruck als teilten sich Herr und Hund entweder den Maté-Tee oder die legale Ernte an Marihuana. Keine Stänkereien unter Rüden, sämtliche Hunde sind unglaublich entspannt, es wird natürlich geschnüffelt und neugierig gecheckt, wer der Neue in der Stadt ist, aber das war´s auch schon. Die Hunde sind hier wirklich auffallend gut erzogen, sehr aufmerksam den Fraulis/Herrlis gegenüber. Wir beobachten das nun seit fast 2 Wochen und sind immer wieder erstaunt. Mittlerweile ist Gizmo im Flow und auch derart relaxt – er hebt nicht mal mehr den Kopf unterm Tisch, wenn ein Artgenosse vorbeigeht. Wider Erwarten gibt es in der Stadt wenig reine Streuner, aber natürlich gibt es sie, genauso wie ungepflegte Hunde in Besitz – aber ebenso zig Tierpraxen und viele Tierfachgeschäfte. Die Tierliebe ist Bestandteil des Alltags, Gizmo wird überall geherzt und geknuddelt – ohne zu Fragen stürzen sich alle auf ihn (oder umgekehrt) – wir sind verwundert und manchmal fast verärgert, weil man uns nicht fragt. Aber mittlerweile verstehen wir das hier ein bisschen – die Hunde scheinen alle so freundlich zu sein, da geht man offensichtlich davon aus, dass unserer es auch ist (was er ja eh ist). In unseren Stamm-Beisln wird ohnehin Gizmo zuerst begrüßt (manchmal nur er) und er bekommt sowieso vor uns sein Getränk.

 

Man sieht – wir sind mittlerweile im südamerikanischen Flow angekommen und nehmen alles sehr viel entspannter als noch zu Beginn – wir wurden quasi zum Entschleunigen gezwungen. Die Formalitäten zum Import des Zebras sind soweit erledigt – gemeinsam mit unserem Zollagenten werden wir dann am Montag unser Zebra aus dem Hafen holen – also heißt es nur noch wenige Tage abwarten und Maté oder Bier trinken ,-) ehe wir unsere kleine 14 tägige Erkundungs-Tour durch Uruguay antreten, bevor es dann endlich Richtung Ushuaia geht.

 


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