Grenzübertritt Uruguay-Argentinien, Buenos Aires, Punta Medanos

 

Am 17. Februar 2018 passieren wir bei Fray Bentos die Grenze zu Argentinien. All unsere Bedenken aufgrund diverser Reiseberichte anderer bewahrheiten sich zum Glück nicht – die Formalitäten sind schnell erledigt und alles verläuft reibungslos – zumindest an diesem Grenzübergang. Auch die Lebensmittelkontrolle findet nur in Form der Frage nach einem Kühlschrank statt. Wir sind verwundert, aber happy!

 

Wir wollen so schnell wie möglich nach Buenos Aires, da wir dort auf Hilfe in Sachen unseres defekten „Diesel Kochers“ hoffen. Kalte Küche ist kein Problem solange es warm ist, aber wenn wir dann die kühleren bis kalten Regionen erreichen, muss der Herd funktionieren. Die Firma Baron in Buenos Aires erwartet uns bereits und wir wollen unbedingt zum vereinbarten Zeitpunkt da sein. Der Weg von der Grenzstadt Gualeguaychu bis nach Buenos Aires an der Autobahn entlang ist unspannend und in Wirklichkeit der einzige Teil unserer bisherigen Reise, auf dem wir uns nicht ganz so sicher fühlen. Die wenigen sicheren Übernachtungs-Plätze sind völlig überteuert für das was sie nicht bieten und würden bei Alternativen sicherlich niemals angesteuert werden.

 

Am 19. Februar 2018 kommen wir dann endlich in Buenos Aires an und fahren direkt zur Firma Baron, die spezialisiert ist auf Yacht-Einrichtungen. Außerdem ist sie einer der wenigen Vertriebspartner unseres Diesel-Cooker-Herstellers, die unseren Weg kreuzen. Nachdem der Kundenservice des Herstellers in Europa ziemlich schleppend und erst nach mehrmaliger Urgenz kundenfreundlicher in die Gänge gekommen ist, fühlen wir uns hier von Anfang an super betreut. Man hat sich sofort für uns Zeit genommen – sowohl in der Technikabteilung als auch im Kundenservice. Nach ein paar Stunden ist dann klar: Es ist die Elektronik, die nicht mehr funktionieren will. Somit müssen wir uns auf eine längere (Warte)-Zeit in Buenos Aires einrichten, denn bis ein Angebot und das Ersatzteil selbst aus Europa eintreffen werden, müssen wir zumindest 10 Tage warten. Gut – es kann einem was Schlimmeres passieren, als in einer der interessantesten Metropolen Südamerikas zu stranden. Dennoch heißt die Herausforderung hier für uns: einen Stellplatz finden – nämlich einen sicheren und einen, auf dem wir auch übernachten dürfen. Das Zebra ist zu groß für die Standardparkplätze und wir wollen ja auch im Zebra wohnen bleiben. Dazu muss es irgendwo sein, wo auch Gizmo „existieren“ darf und schattig sollte es auch sein. Wir probieren diverse Möglichkeiten, haben aber entweder kein gutes Gefühl oder dürfen dann doch nicht stehen bleiben. Kurz vor der totalen Verzweiflung landen wir dann doch am Hafen – ein Tipp von anderen Overlandern. Dort gibt es einen großen Parkplatz an der Anlegestelle der Buquebus-Fähre, die zwischen Montevideo und Buenos Aires verkehrt. Der freundliche Wachmann sieht die Verzweiflung in unseren Gesichtern und lässt uns bleiben, obwohl es nach Sperrstunde (19.00) ist. Er bittet telefonisch um Erlaubnis, dass wir bleiben dürfen und wird so zu unserem Retter in der Not. In der Folge verbringen wir (fast) die nächsten 2 Wochen hier. Der Platz ist für Sight-Seeing perfekt. Wir können zu Fuß das Zentrum erreichen und auch den neuen Hafen – Puerto Madero. Dort in der alten Speicherstadt gibt es eine nette Lokalmeile – unser Stammlokal während der Zeit ist die „Birreria“ mit jeder Menge Craft-Bieren vom Fass und guten Snacks. Auch die Food-Trucks am Buquebus Parkplatz direkt sind zu empfehlen – hier gibt es landestypisches und internationales Fast Food frisch zubereitet.

 

Zur Stadtbesichtigung wählen wir die klassische Touristenvariante – den „Hop on Hop off Bus“ – und zwar gleich für 2 Tage. Wir kosten den Service intensiv aus und bleiben auch mal im Künstlerviertel „La Boca“ länger zum Bummeln oder in „Palermo“ auf ein Cerveza und einen Museumsbesuch.

 

Die „Getreidegasse“ von Buenos Aires nennt sich „La Florida“. Außerdem befindet sich hier einer der Eingänge zu den „Galerias Pacifico“ - einem der exklusivsten Einkaufszentren der Stadt. Wer nicht shoppen möchte sollte dennoch herkommen – das wunderschöne alte Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit seinen Deckenmalereien ist allemal einen Besuch wert.

 

Buenos Aires bietet alles, was man von einer Großstadt erwartet. Kunst und Kultur, viel Verkehr (teilweise 7 bis 9 Spuren in eine Richtung! mit flexiblen Verkehrsregeln), eine rege Barszene, eine schöne Strandpromenade, ein gutes Öffinetz mit Bussen und U-Bahn. Der Metrobus zum Beispiel verkehrt in einer eigenen Busspur und ist daher eine relativ schnelle Variante um von A nach B zu kommen. Leider hilft uns das alles nicht weiter, da man mit Haustier keines der öffentlichen Verkehrsmittel benutzen darf. Wir sehen leider nur selektive Bereiche der Stadt und nicht alles, was wir gerne sehen würden, da Gizmo nie mit darf. Glücklicherweise können wir das Zebra mit eine Kombination aus Nachmittagsschatten und Lüftung in der Nasszelle ganz gut temperieren und Gizmo kann sich tagsüber gut ausschlafen währen der Zeit in Buenos Aires – an den langen Fahrtagen schläft er ohnehin wenig.

 

 

Letztlich halten wir es in Buenos Aires am Hafen nicht ewig aus – natürlich hätten wir gerne mal intensiver das Nachtleben erkundet etc, aber das geht mit Gizmo leider nicht – er ist ohnehin tagsüber schon länger allein. Außerdem ist der Lagerplatz am Buquebus Parkplatz zwar praktisch aber alles andere als erholsam. In Südamerika müssen die Schiffe offensichtlich nicht mit Diesel in den Hafenbereichen einfahren, so riecht man durch das Schweröl die Fähren schon lange vor ihrer Ankunft. Der Lärm ist ohrenbetäubend durch die angrenzende 8spurige Straße, die benachbarte Bahn, die Container-LKWs und eine Baustelle gegenüber. Und natürlich wächst das schlechte Gewissen Gizmo gegenüber, der nur Asphalt unter seinen Pfoten hat. Bis das Ersatzteil da ist, müssen wir noch weitere 5 Tage warten, wir schmeißen die Nerven und beschließen Buenos Aires zu verlassen und in den Süden zu fahren, ans Meer. Wir finden ein sehr nettes Plätzchen an der Punta Médanos – ca. 400 km von Buenos Aires entfernt – in den Dünen. Wir sind total happy mit dem Platz hier. Den Tag verbringen wir mit Muschel-Suchen, Baden (mit dem überglücklichen Gizmo), Spazierengängen am Strand, hiesige Biere-Testen, Nichts-Tun, Sonnen-Baden, wieder Nichts-Tun, Fotografieren – es ist schlichtweg Urlaub von der Weltreise.

 

Am 1. März ist es dann soweit: wir fahren wieder zurück nach Buenos Aires um das bestellte Ersatzteil zu übernehmen. Wir freuen uns natürlich, aber ganz so leicht fällt es uns nicht, von diesem Traumplätzchen am Strand wegzufahren. Zudem bekommen wir die Hiobs-Botschaft, dass alles noch teurer geworden ist. Importe aus Europa scheinen sowohl in Uruguay als auch in Argentinien kein Spaß zu sein. Die Besteuerung ist enorm hoch. Das ursprüngliche Angebot hält leider nicht, da die Zollkosten noch teurer geworden sind, als ursprünglich veranschlagt. So kostet uns letztlich das Ersatz-Teil inkl. Arbeitszeit (die da eher den geringen Anteil hat) und Zoll fast soviel wie ein komplett neuer Cooker. Im Labor funktioniert soweit alles, Haimo baut die Elektronik ein und Halleluja: wir können wieder kochen.

 

Wir verlassen nun Buenos Aires und setzen unsere Reise Richtung Süden fort. Alles in Allem beläuft sich unsere Verspätung nun auf 4 Wochen, entgegen der ursprünglichen Planung.

 

 

 

Fazit Argentinien bisher:

 

Buenos Aires: eine tolle Stadt – aber nicht mit einem LKW-Camper und nicht mit Haustier.

 

Leute: Freundlich und hilfsbereit - erwartungsgemäß in der Großstadt nicht mehr ganz so bodenständig und offen wie in Uruguay bzw. in „der argentinischen Umgebung“.

 

Essen: Sowohl in den Restaurants als auch beim Einkaufen im Supermarkt freuen wir uns über bessere Qualität und mehr Auswahl, wobei letztere regionalen Schwankungen unterliegt – aber auch höhere Preise als in Uruguay erwarten uns hier. Man bekommt fast alles, aber Waren aus Europa sind halt sehr teuer. Leider ist es auch hier generell nicht leicht wirklich gute Qualität einkaufen zu können und man denkt sehnsüchtig an das gute Salzburger Wasser aus der Leitung, Salz vom Dürnberg (hier wird jedes Salz jodiert und mit Glutamat! versetzt) oder einfach ein simples ofenfrisches Schwarzbrot.

 

Trinken: In Sachen Bier lautet auch hier der Trend: Craftbier. Unser Favorit sind die Biere der Brauerei Patagonia bzw. Spezialbiere von kleinen „Wirtshausbrauereien“. Die Palette reicht vom Bohemia Pilsen bis zum Minga APA. Alle zu empfehlen. Argentinischer Rotwein – bevorzugt aus dem Mendoza Gebiet ist ohnehin selbstredend. Man sieht von allen großen Spirituosen Firmen Plakatwerbungen an den Straßen – Fernet Branca erfreut sich hier aber speziell großer Beliebtheit. Die bisherigen überregionalen Lateinamerikanischen Marken: Corona und Bahia (Brasilien)

 

Fahrstil: Im Vergleich zu Uruguay, wo der Straßenverkehr sehr diszipliniert verläuft, herrscht hier das Gesetz des Stärkeren und Schnelleren – bzw. wer die besseren Nerven hat, gewinnt. Mit einem 28 Jahre alten LKW, 3,5 t Gewicht (die Schweizer Feuerwehr fuhr mit 5 t), lediglich 105 PS unter der Motorhaube und alter Brems- und Lenktechnik ist es auf jeden Fall sehr, sagen wir mal, spannend. Nach 2 Wochen in Buenos Aires sind sowohl die Nerven des Fahrzeuglenkers als auch die der Navigatorin (fast) aus Stahl.

 

Geld / Währung / Versorgung: der Peso Argentino ist etwas weniger Wert als der Uruguayische. Wie bekannt, kommt es schon mal vor, dass man am Bankomat nichts mehr bekommt oder der Diesel an der Tanke ausgeht. Man muss also bei allem rechtzeitig schauen, dass man es hat, wenn man es braucht ,-)

 

Sicherheitsbehörden, Kontrollen, Grenzübertritte und Co: Wir reisen in der Nachsaison und oft in der Mittagszeit, daher sind wir bis dato von unpassenden, anmaßenden oder schickanösen Erlebnissen verschont geblieben. Auch „korrupte“ bzw. „fake“-Polizisten sind uns noch nicht unter gekommen – diese dürften ebenfalls ihre Hauptsaison der touristischen anpassen. Wenn man sich aber durchliest, was da auf den gängigen Overlander Foren besprochen wird, könnte man richtig die Lust am Reisen verlieren. Wir kreuzen mal die Finger, dass künftig auch alles so reibungslos verläuft wie bisher!

 

Reisen mit Hund: In Buenos Aires kein Spaß – so wie generell in Südamerika. Es haben zwar sehr sehr viele Leute (auch in der Großstadt) einen Hund, aber unsere Freunde auf vier Pfoten dürfen im öffentlichen Leben nirgends mit. Im Gegensatz zu Europa, kann man seinen Hund leider auch trotz Leine und mit Maulkorb nicht in die Öffis oder ins Restaurant mitnehmen. Die einzige Hunde, die überall hin dürfen, sind dezidiert Assistenzhunde für Blinde. Was die Straßenhunde betrifft so sind sie hier nicht mehr ganz so entspannt wie in Uruguay und sie wären auch gewaltbereit. Unser bisheriges Glück war aber, dass sie auch nicht wissen, wozu wir bereit wären und so konnten wir sie bis dato mit sehr grimmiger und bestimmter Miene abwehren (dafür ist meistens das Frauli zuständig ,-)).

 

Eigenheiten: Die viel gelobte und daher von uns erwartete Maté-Tradition findet sich hier (zumindest bis jetzt) nicht annähernd in der Intensität wieder, wie wir sie in ganz Uruguay erlebt haben. Vereinzelt sieht man mal jemanden mit Maté und Thermoskanne laufen – in Uruguay war es einfacher die zu zählen, die dieses Equipment nicht dabei hatten. Was die von Uruguay erwähnte Wolkenkratzer-Variante der Plateau Sohle betrifft trägt Frau die hier auch – das Styling ist aber generell etwas lässiger und geschmackvoller...

 

Sauberkeit / Umweltschutz: Naja, was soll man sagen. Die Straßen-Banquets und schönen Strände, die wir bis jetzt gesehen haben, waren mehr als häufig zugemüllt. Es ist wirklich schockierend, wie wenig man hier darauf Wert zu legen scheint, seinen Lieblingsplatz beim Fischen oder Sonnen auch nächstes Mal wieder schön und sauber vorzufinden. Schade – und irgendwie ein Widerspruch zu den strengen Lebensmittelkontrollen in Patagonien. Auch die Regeln zum CO2 Ausstoß der fahrbaren Untersätze dürften hier eher flexibel gehandhabt zu werden...


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