Von Puerto Yungay nach Villa O´Higgins, dem Ende/Anfang der Carretera Austral und retour nach Caleta Tortel,

 

Villa O´Higgins - das kleine abgeschiedene Städtchen hat nicht wirklich viel zu bieten – im Sommer, zur Hochsaison, ist es die Ausgangsbasis für Wanderungen, Bootsausflüge zum Gletscher und Radtouren. Jetzt ist hier gar nichts mehr los. Aber der Weg dorthin durch den kalten Regenwald bei Sonnenschein und unser toller Nachtlagerplatz am Fluss (ein Verspechen an Gizmo) waren es definitiv Wert, den Abstecher zu machen. Die Vegetation ist üppigst – Riesenfarne, Moose, Flechten, hoher dichter (immergrüner) Regenwald wechselt sich mit herbstlich leuchtenden Laubwäldern ab. Der Urwald wird natürlich belassen, umgestürzte Bäume bleiben liegen, verrotten und bieten wieder neuen Nährboden - Moose bevölkern die Bäume wie eine Samtobefläche. Bei uns zu Hause sieht man ähnliches am ehesten in den Auen. Beim Spaziergang sind wir ja schon allein von der bunten Steinvielfalt im Bachbett begeistert, leuchtend rote und orange Steine wechseln sich mit Steinen, die mit eisenhaltigen Sedimenten durchzogen sind ab – auch im trockenen Zustand ist die Leuchtkraft noch da. Gizmo wiederum begeistert sich an den vielen tollen Wurfhölzern und dem ausgiebigen Bad im Fluss. Dieses Fleckchen Idylle besuchen wir auf dem Rückweg von Villa O´Higgins gleich nochmal.

 

In Villa O´Higgins treffen wir auf eine einzige Person: den Tankwart der teuerste Tankstelle Chiles. Der Übersichtsplan des hiesigen Tankstellen Anbieters überrascht uns, denn von möglichen Versorgungsengpässen mit Treibstoff am Weg durch die Carretera Austral keine Spur. Die meisten Foren und auch unser Reiseführer warnen vor Treibstoff Knappheit bzw. Ausverkäufen sowie weiten Strecken, die ohne Tankstelle zu bewältigen wären. Bargeld wäre das Wichtigste, man würde kaum mit Karte zahlen können. – Von all dem keine Spur – das Versorgungsnetz ist engmaschig und wie sich herausstellen wird, kann man überall, wirklich überall mit Karte zahlen.

 

Einen Tag und eine weitere Übernachtung am schönen Flusslagerplatz später sind wir am Weg Richtung Caleta Tortél. Dieses Städtchen ist speziell – wenn man so will, ist es quasi das Venedig Argentiniens.

 

Der gesamte Ort ist auf Pfählen bzw. Stegen gebaut – jedes Haus, jeder Weg, das Bürgermeisteramt, die Feuerwehr (das Feuerwehrauto ist ein Boot), alle Restaurants, die Kinderspielplätze (ohne Geländer und Sicherung!) und auch die Plazas. Und es gibt eine Craftbierbrauerei hier - „KOON“, die ausgezeichnete Biere braut. Die örtlichen Hundegangs sind eher furchteinflößend und wir beschließen, ohne Gizmo eine Runde zu drehen. Er bewacht das Zebra (oder schläft), das wir am Ortseingang am eigens angelegten Parkplatz zurücklassen müssen. Autos gibt es in diesem Dort verständlicherweise keine.

 

Wir finden ein nettes kleines Lokal, in dem wir als einzige Gäste ein eher improvisiertes, sehr einfaches nachsaisonales Essen bekommen, das teuerste, das wir bisher in Südamerika hatten. Ein bisschen Gemüse und Kräcker um umgerechnet 82,- EURO für 2 Personen. Das sehr gute IPA von „KOON“ stimmt uns milde und wir haken das unter „auch wir fallen einmal auf einen Touristen-Nepp rein“ ab – was solls!


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