Fahrt durch die Fjorde von Puerto Natales nach Puerto Yungay

 

Als wir am 29. April 2018 aufwachen, herrscht schon geschäftiges Treiben rund um das Zebra. Unsere Fähre hat gerade angelegt und einer der Mitarbeiter vermisst bereits das Auto für die Beladung. Von Regen und Sturm der Vornacht ist nichts mehr zu bemerken, es klart auf. Wir freuen uns. Um 11.00 dürfen wir an Bord fahren.

 

Die Ersatzfähre ist wesentlich kleiner als die, die eigentlich auf dieser Strecke verkehrt. Hier haben nun höchstens 15 Autos platz – beladen werden zusätzlich zum Versorgungscontainer diesmal 4 Fahrzeuge inklusive unserem. Wir sind lediglich 15 Passagiere - verglichen zu 250 möglichen auf der regulären Fähre. Also quasi ein Familienausflug.

 

Um 14.00 laufen wir in Puerto Natales aus. Der Maschinist spricht uns an und erzählt, dass das eine Fähre aus dem Jahr 1964 ist und schwärmt von der Stabilität dieses Schiffes. Es gibt lediglich noch eine zweite dieses Typs und die wäre in Besitz der Argentinischen Navy.

 

Gleich nach dem Mittagessen (aus dem Blechnapf) werden die Decken für die Liegesitze verteilt. Die meisten Passagiere sind ohne Fahrzeug an Bord gekommen und die müssen in den folgenden knapp 2 Tagen und 2 Nächten ja wo schlafen. Wir verzichten auf dieses Service, genau wie ein holländisches Paar, und schlafen in unserem Fahrzeug.

 

Der restliche erste Tag verläuft unspektakulär, das Wetter wird besser. Die Nacht ist ziemlich windig und obwohl das Zebra das Schiffsgeschaukel etwas abfedert, bin ich froh, mein Pflaster gegen Seekrankheit geklebt zu haben – leider bekomme ich einige der Nebenwirkungen ab, aber auch die sind mir lieber, als schlimme Übelkeit.

 

Am nächste Morgen werden wir um 8.35 mit einem schönen Sonnenaufgang geweckt – das Meer ist ruhig – wir fahren durch wunderschöne Fjorde, vorbei an Gletschern und Eisbergen, sichten Delfine und halten uns viel an Deck auf zum Fotografieren. Die anderen Passagiere vertreiben sich meist indoor die Zeit mit Kartenspielen und Fernsehen.

 

Am Abend legen wir in Puerto Edén an – einem kleinen Ort, der nur mit dem Schiff erreichbar ist. Da die Fähre bereits 14 Tage nicht gefahren ist, wartet man hier sehnsüchtig auf die Versorgung mit Lebensmitteln bzw. auf Post und bestellte Lieferungen. Die folgende Nacht ist wieder etwas unruhig – gegen Morgen hört der Wind jedoch auf. Am Vormittag fahren wir dann den letzten Teil der Strecke bei Sonnenschein durch die Fjorde, wieder von Delfinen begleitet – das Wasser ist seidenglatt und die Landschaft spiegelt sich darin. Es ist wunderschön, fast alle sind nun an Bord gekommen – inklusive der Crew – und genießen die Aussicht und die Wärme der Sonne.

 

Wir erreichen unser Ziel – Puerto Yungay – um 10.30. Alles in Allem hatten wir wirklich Glück – für die lange Wartezeit auf diese besondere Reise sind wir mit einer kleine Fähre und einer ruhigen Fahrt in netter Gesellschaft belohnt worden. Zugegeben, Gizmo fand diese Reise wahrscheinlich weniger spannend. Er musste ja im Zebra bleiben und durfte nur für sein Geschäft raus. Es hat wirklich einiges an Überredung gekostet um ihn dazu zu bewegen, sein Geschäft auf 2 Quadratmetern Stahl zu verrichten. Den ersten halben Tag und die erste Nacht der Reise hat er sich schier geweigert, einfach so auf Deck zu machen, aber die Not hat ihr Übriges getan (in dem Fall zum Glück) und den Rest der Reise hat die Gassi-Runde auf See ganz gut funktioniert.

 

Anlegen und Abladen in Puerto Yungay gehen rasch von statten und Gizmo belohnt sich nach 2 Tagen an Bord mit einem ausgiebigen Bad in der Bucht von Puerto Yungay (ohne Fragen) und anschließendem freudigen Getobe. Wir lassen ihn gewähren und warten geduldig – das hat er sich verdient. Aber dann ist es nun wirklich soweit: wir treten unseren Abstecher nach Villa O´Higgins an – hier befindet sich das Ende bzw. der Anfang der Carretera Austral.

 

 


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