Isla Chiloé

 

Am 21. Mai fahren wir über zur Isla Ciloé – die Insel ist nach Feuerland die zweitgrößte Insel Südamerikas. In unserem Reiseführer als absolutes „Muss“ und als Irland Südamerikas angepriesen - wir sind wirklich sehr gespannt, als wir nach ca. 30 Minuten Überfahrt mit der Fähre ankommen. Da es schon relativ spät ist, suchen wir uns gleich einen Lagerplatz – einen wunderschönen am Meer noch dazu, der Sonnenuntergang ist traumhaft.

 

Die Challenge des nächsten Tages ist erstmal mit Allrand und Schleichgang den Lagerplatz zu verlassen – wir fahren weiter Richtung Ancud, der zweitgrößten Stadt der Insel mit 40.000 Einwohnern. Das kleine Stadtzentrum ist übersichtlich, so richtige Sehenswürdigkeiten finden wir keine, schlendern aber durch die Stadt, kaufen frisch geräucherten Lachs sowie Obst und Gemüse am Markt und Futter für Gizmo (der Lachs ist für uns).

 

Dann geht es weiter Richtung Süden der Insel. Wir möchten gerne zum Wasserfall bei Tocoihue, aber der Weg dorthin (steil bergab) wird plötzlich zu einem abgerutschten, ausgespülten Hang mit halben Meter tiefen Spurrinnen, wir rutschen da irgendwie runter – vorbei an einem PKW, der schon aufgegeben hat und kommen mehr mit Glück als Verstand unversehrt an. Was war das denn bitte?! Das war der offizielle, ausgeschilderte Weg zum Wasserfall, an dem im Sommer noch dazu Geld für die Besichtigung kassiert wird. Wir verzichten auf den Wasserfall – der Weg wird nicht besser – und haben Glück, dass es einen weiteren (befahrbaren) Weg hier raus gibt.

 

Eigentlich wollten wir heute noch hier in der Nähe bleiben, aber die möglichen Lagerplätze gefallen uns allesamt nicht – mit Gizmo im relativ dicht besiedelten Gebiet mit vielen Hunden ist es nicht so lustig. Wir beschließen weiter zu fahren Richtung Chiloés Hauptstadt: Castro. Es wird eine Nachtfahrt und kurz vor Castro – so wäre der Plan – wollen wir auf einen empfohlen iOverlander Platz. Leider ist der Platz auf der Anhöhe vor der Stadt umrahmt von 5 Mobilfunkmasten in Augenhöhe und die junge Leute der Stadt treffen sich hier, um zu feiern und den (leider nicht vorhandenen guten) Sound ihrer Autoboxen zu testen. Wir fahren wieder weiter. An der Promenade parken wir direkt neben der Straße im Wohngebiet – für einen Stadtplatz ok – nur Gizmo hat keinen Spaß. Es sind alleine in den Häusern rund um das Zebra 7 Hunde verteilt, die jedes Mal bei öffnen der Wohnmobil Türe unisono zu bellen beginnen – einige der der Tiere sind bereits am kurz vor dem Sprung über den Zaun. Wir hassen es, aber da müssen wir heute durch.

 

Am nächsten Tag steht die Holz-Kathedrale der Stadt am Programm. Generell ist Chiloé für seine vielen (genau 150) Holzkirchen bekannt. Einige stehen unter Denkmalschutz und 16 sind immerhin Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Außerdem stehen die Palafitos von Castro auf unserem Plan – bunte Holzhäuser auf Stelzen. Zur Straßenseite hin sehen sie wie „normale“ Häuser aus – von der Wasserseite sind sie mit Boot befahrbar. Ursprünglich waren sie Hütten armer Leute, aber mittlerweile sieht man in der Stadt Hotels und andere stylische Gebäude, die sich diese Bauweise zu Nutze machen.

 

Wir fahren weiter Richtung Süden und halten immer wieder an den hübschen Holzkirchen. Die schöne grüne und hügelige (irische) Natur vermissen wir noch immer. War unsere Erwartungshaltung zu hoch? Mit dem Wetter haben wir auf jeden Fall Glück, aber wir finden weder Wälder noch sanfte Hügel. Alles ist sehr karg – gut – wir sind im Herbst am Weg – aber der Wald müsste ob grün oder nicht doch irgendwo sein?

 

Schließlich erreichen wir Quellon ganz im Süden. Der beißende Geruch von blauem Rauch des verheizten feuchten Holzes erwartet uns nach Castro auch hier. Die Arbeitslosigkeit in Quellon ist sehr hoch, wie generell auf der Insel. Viele wandern weiter nach Norden aus um ihr Glück dort zu finden. Wir fahren mal zum Kilometer 0 der Panamericana, der befindet sich nämlich auf Chiloé. Hier gibt es ein Monument zu besichtigen, das alle teilnehmenden Staaten miteinbezieht.

 

Wir hoffen immer noch, dass sich uns die Schönheit dieser Insel offenbart, aber bis zuletzt finden wir sie irgendwie nicht – egal ob Norden, Süden, Osten oder Westen.

 

Am 25. Mai 2018 verlassen wir Chiloé und der Abschied fällt uns nicht schwer. Wir hatten ursprünglich mindestens eine Woche bleiben wollen, aber beim besten Willen – die Zeit möchten wir lieber für die Weiterfahrt nutzen. Wir gönnen uns noch ein gutes Essen mit exzellentem Pisco Sour in Puerto Montt und setzen unseren Weg Richtung Norden bzw. Grenzüberquerung Cardenal Samoré nach Argentinien am Paso Coihue fort. Schon komisch, die einen möchten die Insel am liebsten nicht mehr verlassen und die anderen können nicht schnell genug wegkommen – Wahrnehmung ist schon eine sehr individuelle Sache...

 


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