Einreise - Chiquitos

 

Am 15. November 2018 decken wir uns in Corumbá nochmals mit Vorräten – vor allem Obst und Gemüse ein – da wir nicht davon ausgehen, dass an der Grenze groß kontrolliert wird und fahren dann los Richtung Migracion auf der Brasilianischen Seite. Wie bei der Einreise sind auch jetzt die brasilianischen Beamten total nett und freundlich, es läuft Small Talk und ein paar Scherzchen – ja, die lockere brasilianische Art werden wir vermissen – wie sehr, werden wir bald merken.

 

Auf der bolivianischen Seite in Puerto Quijarro zahlen wir gleich mal, um überhaupt zur Grenze zu gelangen, 2 Reais – eine Art Wegzoll für Einreisende. Die Migracion ist auch hier schnell erledigt, wenngleich die Freundlichkeit und Leichtigkeit Brasiliens nicht vorhanden sind. Außerdem bekommen wir, wie schon von vielen berichtet, lediglich 30 Tage Aufenthaltsdauer genehmigt – eine Verlängerung ist in den meisten größeren Städten möglich, aber erst kurz vor Ablaufen der Frist. Wesentlich spannender ist unser Besuch bei der Aduana – dem Zoll – um unser Fahrzeug zu importieren. Hier erklärt man uns, wir müssten uns zuerst online registrieren – erst mit diesem Formular dürften wir wiederkommen und dann würden die Formalitäten erledigt werden – das System ist 2 Wochen zuvor installiert worden. Na toll. Wir haben kein Internet – kein Problem, meint der Aduana Wachmann – die Dame im kleinen Kiosk gegenüber hat Internet und kann das für uns erledigen. So ist es dann auch – sie gibt unsere Daten mittels ihres Handys ein. Da das System ganz offensichtlich auf lateinamerikanische Eigenheiten – wie zum Beispiel den zweiten Nachnamen – ausgerichtet ist, gibt es immer wieder Probleme, da wir die Felder nicht frei lassen dürfen. Eine halbe Stunde und ein paar Nerven und Bolivianos weniger sowie zig Ausweis- und Autopapierkopien mehr, stehen wir wieder vor dem Wachmann und dürfen passieren. Im ersten Stock hat der Zollbeamte eine verantwortungsvolle Aufgabe: Er druckt das von uns für ihn eingegebene Formular aus und hat es im besten Fall mit den Autopapieren verglichen. Er wünscht uns eine gute Reise und erklärt uns noch, dass wir quasi eine Erlaubnis bräuchten, um die Straßen benutzen zu dürfen – den so genannten „Orden de Circulation“. Wir fahren – ohne, dass jemand unser Zebra inspizieren will. Gizmo erwähnen wir nicht, die Erfahrung hat uns gelehrt, dass uns das nur viel Zeit kostet und weitere Unannehmlichkeiten bringt – falls uns doch wer kontrollieren sollte, haben wir aber immer die landesüblichen Papiere dabei.

 

In Puerto Suarez fahren wir als erstes zur Straßenpolizei, die das fragwürdige Dokument ausstellt. Wie auch später von einigen Bolivianern bestätigt, ist das kein richtiges Dokument, aber da die Polizei so ein nettes Zubrot verdient, wird es vielerorts exekutiert – also kann man sich nicht helfen – außer man kann perfekt Spanisch und hat umfassende Kenntnisse der bolivianischen Rechtslage, die man auch belegen kann.

 

Unser erster Lagerplatz in Puerto Suarez ist nichts besonderes, aber für unsere erste Nacht in Bolivien ganz ok – es gibt viele freilaufende und ungepflegte Hunde, das bereitet uns etwas Stress mit Gizmo, wir trinken ein Lagerplatzbier und freuen uns über die relativ moderate Temperatur.

 

Am nächsten Tag bringen wir 371 Fahrkilometer hinter uns – für unser Zebra eine super Leistung. Die Ruta 4 ist asphaltiert und führt uns durch Urwälder und vorbei an Tafelbergen. Um die Wasserpfützen an den Straßenrändern tummeln sich tausende Schmetterlinge in riesigen Schwärmen – sowas haben wir noch nie gesehen – ist man bei uns doch mittlerweile froh, wenn man gelegentlich überhaupt den einen oder anderen Falter bewundern kann.

 

Am Weg nach Santa Cruz besuchen wir die Jesuiten Mission in Chiquitos – ein UNESCO Weltkulturerbe. Heute steht davon noch die große Kirche an der Plaza sowie ein Teil der alten Mission, den man besichtigen kann.

 

Die Nacht verbringen wir sicher vor den Toren der ortsansässigen Kaserne. Ruhig wird die Nacht nicht, da die einzelnen Wachmänner sich gegenseitig ungefähr alle 20 min. mit Zurufen verständigen, um zu sicher zu gehen, dass der jeweils andere noch auf seinem Posten und wohlauf ist. Die ganze Nacht wird zusätzlich getrillerpfeift und in regelmäßigen Abständen die Trompete geblasen. Irgendwann hat sich aber unser Unterbewusstsein damit arrangiert und wir schlafen gut und bewacht.

 

Bevor wir weiter Richtung Santa Cruz und Ruta del Che fahren, bekommen wir beim Frühstück noch eine Sondervorstellung von der bolivianischen Variante des Strafdienstes oder einfach klassischer Demütigung: Am Boden kniend müssen einige junge Rekruten mit Macheten eine große Grasfläche auf eine bestimmte Höhe abmähen – unter Anweisung und Tadel.

 


Impressum | Datenschutz | Cookie-Richtlinie | Sitemap
Alle Bild und Textrechte © by Haimo Ziegeleder