Uyuni

 

Die kurvenreiche Fahrt nach Uyuni bietet landschaftlich viel (im Gegensatz zum Ort selbst) und so bleibt auch die Kamera nicht im Rucksack. Wir erreichen Uyuni schließlich am 28. November 2018 und sind von diesem – zumindest unter Reisenden berühmten – Ort wenig begeistert. Staub und Dreck – also auch Müll – das springt als erstes ins Auge. Wir müssen erstmal unsere Vorräte auffüllen und fahren zum Mercado Central. Wie immer verrechnen mir die meisten der indigenen Damen eine gute Portion Gringo-Steuer und wie immer ärgert mich das enorm – leider können die ein, zwei positiven Erlebnisse beim Einkaufen am Markt das nicht mehr gut machen. Generell muss man vielleicht dazu sagen, dass die Preisgestaltung hier in Bolivien zumindest 2 Klassen vorsieht: Einheimische (und im besten Fall Latinos) und Touristen (vorzugsweise Europäer geht aber auch bei Chilenen und Argentiniern). Im Restaurant bekommt man gleich die „richtige“ Menü Karte, Preislisten gibt es nirgends und wenn man nach dem Preis fragt und die Person gegenüber den Blick zuerst von den Schuhen bis zum Haaransatz wandern lässt und ihn danach in den Himmel richtet und man merkt, es wird nicht gerechnet, sondern ein „angemessener“ Preis für den Touristen überlegt, dann macht es schon wieder keinen Spaß mehr. „Bruder Evo´s“ Politik hat der indigenen Bevölkerung einen großen Aufschwung gebracht – was im Prinzip ja wirklich toll ist. Vor seiner Zeit in der Politik, konnte sich viele indigene Frauen in den Städten nicht einmal im Bus blicken lassen und wurden raus geworfen. Mit Stolz wird traditionelle Kleidung getragen und Tradition wird hochgehalten – das ehemals Spanische, „Weiße“ wird verurteilt. Keine Bildung zu haben, ist super – Richter ohne Studium werden eingesetzt – laut der aktuellen Regierung kann man alles machen ohne Bildung, jeder hat genug Intelligenz in sich – seinen eigenen Schulabschluss hat Evo deswegen gerne geleugnet – seine Lehrerin aber in der Presse gepetzt, er hätte sehr wohl die Schule abgeschlossen.

 

Und so kommt es, dass man in Bolivien zwar das Geld der Touristen möchte, aber keine glückliche Art hat, es ihnen abzunehmen. Es werden gerne „Dollares“ verlangt (warum, wir sind doch in Bolivien?), nicht wissend oder ignorierend, dass wir in Europa halt den EURO haben. Leider wird meist die Begrüßung (als Minimum an Höflichkeit) an Touristenattraktionen ausgelassen und nur „xy BOB“ mit ausgestreckter Hand verlangt – ein Lächeln wird selten erwidert. Und hier im Touristen-Mekka Uyuni erreicht das alles gleich eine andere Dimension.

 

 

Wir fahren erstmal zum „Cementerio de los Trenes“ außerhalb der Stadt und gönnen uns ein Lagerplatz-Bier. Da es hier ruhig ist, keine fremden Hunde herumlaufen und der Sonnenuntergang als Draufgabe auch schön ist, beschließen wir, die Nacht hier zu bleiben. Wir fotografieren noch die skurrile Umgebung der „Zug-Leichen“ im Sonnenuntergang und lassen Gizmo laufen.

 

Die Nacht am „Zugfriedhof“ war gut – wir haben super geschlafen und unseren Stellplatz so gut gewählt, dass uns der Lärm der morgendlichen Touristenbusse nicht wecken kann. Das Internet berichtet von gutem Wetter in den nächsten Tagen, Haimo ist beruhigt. Da wir uns schon am Beginn der Regenzeit befinden, kann alles möglich sein – und den Salar nicht befahren zu können, das wäre schon eine sehr große Enttäuschung für uns zwei gewesen – nicht zuletzt berichten einige Bolivianer, die wir getroffen haben und diverse online-Portale davon, dass große Teile des Salars angeblich bald für den Abbau von Lithium zerstört werden würden – Deutsche und Chinesische Unternehmen mischen hier an vorderster Front mit. Schätzungen zufolge lagern unter der Salzkruste 75% des aktuellen Weltvorkommens an Lithium.

 

 

Wir packen alles zusammen und fahren los Richtung Colchani – in diesem Ort fährt man am Salar zu – an der Mautstation vor dem Salar fragen wir nochmal beim Polizisten nach – ja – das Wetter in den nächsten Tagen ist super, wir können ungehindert über den Salar fahren und einige Tage auf dem Salzsee bleiben. Juhuu!!

 

Gleich an der Zufahrt zum Salar ist es so ganz anders, als wir es uns vorgestellt haben – wahre „Autobahnen“ führen in den Salar – einige davon sind sogar auf unserem OSM Karten eingezeichnet. Die ersten beiden Stopps werden ohnehin quasi vorgegeben: Das DAKAR Monument aus Salz und gleich danach an einem Salzhotel die vielen Fahnen (einiger) Nationen – ein beliebtes Fotomotiv.

 

Danach geht’s dann wirklich los – wir fahren erstmal Richtung der berühmten Kaktusinsel „Isla Incahuasi“. Kurze Erklärung: Die „Inseln“ am Salar sind quasi wie kleine Berghügel aus versteinerten Korallen. Der Salar de Uyuni ist der größte Salzsee der Welt und war vormals ein Teil des gewaltigen Anden-Binnenmeeres. Wer den Salar befahren will muss sich die Zeit seines Besuchs gut überlegen - zur Regenzeit (im Normalfall Dezember bis März/April) wird der Salar geflutet und steht dann meist bis Juni unter Wasser. Es ist jetzt Ende November und unter Umständen kann das schon zu spät sein.

 

Der Eintritt zur Insel Incahuasi kostet 30 BOB – auch dieses Stück versteinerte Koralle kann nicht gratis betreten werden. Wir marschieren diesen überschaubaren Wanderweg rund um die Insel zur gleißenden Mittagssonne – ohne Hut und Sonnenbrille bzw. Sonnenschutzcreme geht auf dem Salar gar nichts – die Reflexion ist noch schlimmer als auf Schnee. Die karge Insel ist über und über mit den Kaktus-Riesen „Cardones“ bewachsen, wir fotografieren viel und sind aber schnell durch. Unser Glück – es sind kurz vor Regenzeit wenig Touristen am Weg und so haben wir die Insel fast für uns allein.

 

 

Danach wollen wir uns nun eine der unzähligen kleineren Inseln als Lagerplatz für die nächsten Tage suchen. Wir kurven zwischen den Inseln umher und finden uns schließlich einen Platz, der sich fernab der Touristen- und Touranbieter „Autobahn“ befindet. Gizmo kann hier frei laufen – für ihn haben wir zum Schutz Hunde-Laufschuhe mitgenommen, die Salzkruste ist scharf und das Salz an sich schlecht für Hundepfoten. Da er noch nie mit solchen Schuhen gehen musste, trägt er mit seinem Soldaten-ähnlichen Gestakse sehr zu unserer Belustigung bei, der arme Kerl – nach einer Viertelstunde funktioniert das aber und er läuft und wetzt seinem Balli nach.

 

 

Die nächsten Tage - bis zum 1. Advent – bleiben wir auf dem Salar und genießen die skurrile, weiße Stille. Wir vertreiben uns die Zeit mit Fotografieren – probieren ein paar dieser obligatorischen Salar Fotos. Hier muss einmal gesagt werden, dass das gar nicht so einfach ist. Zum einen, weil man immer nur Fotos mit der unendlichen Salzkruste sieht, dabei gibt es rund um den Salar soviele hohe Berge bzw. Vulkane und im Salar zig kleine Inseln – somit muss man mal einen Blickwinkel finden, von dem man nur weiß sieht. Dazu kommt die perspektivische Herausforderung bzw die Fokussierung. Wenn man das dann endlich heraußen hat, hat man schon einen Sonnenbrand, trotz Tropenhut mit Genickschutz und Sonnencreme – harte Arbeit also – ganz zu schweigen das positionieren der „tonnenschweren“ Glaskugel, die zu unserer Verwunderung all die Pisten und Schlaglöcher bisher überstanden hat.

 

 

Am 2. Dezember haben wir genug Stille getankt – Gizmo hat eine verletzte Pfote – er ist mit einem Schuh in ein „Ojo“ - ein Salzloch gestapft und Salz und Wasser haben innerhalb des Schuhs ganze Arbeit geleistet und er hat nun eine wunde Pfote. So ein Mist! Also heißt es nun Pfotenschonen, keine Schuhe mehr und nach jedem Salzspaziergang alle Pfoten mit Wasser spülen (gut, dass wir eine große Salatschüssel mithaben ,-)))

 

Dieser schicksalshafte Tag beginnt sonnig und gemütlich – wir packen zusammen und fahren nochmal eine Runde um die Kaktusinsel – eigentlich wollen wir ja aus dem Salar raus, aber Haimo möchte noch gerne etwas in den Süden fahren – den Norden haben wir gut erkundet. Und so fahren wir, die Pisten und Touristen werden weniger, die Salzkruste ist nicht mehr ganz so malerisch in diesem Eck – die Salzkringel werden weniger. Wir fahren so gemütlich dahin, Haimo meint noch, ein Freund (auch Weltenbummler und Overlander) hätte ihn gewarnt, am Salar muss man sich unbedingt an die Pisten halten, er wäre fast mit seinem LKW im Salz versunken – total gefährlich – papperlapapp – ist ja alles total easy hier....ich meine noch, dass die Salzkruste irgendwie so komisch aussieht, keine Kringel mehr, schaut aus, wie wenn es hier mal nass gewesen wäre....und das wars: wir stecken im Süden des Salars im Salz-Wasser-Sole-Schlamm-Gemisch fest. Wenn es nicht so unheimlich besch...en wäre, dann würde man vermutlich im richtigen Kinofilm bei dieser Szene lachen. Uns ist erstmal überhaupt nicht zum Lachen zu Mute. Die üblich angewandte Taktik wie beim Einsanden (Sandbleche etc.) kann man sich im Salzsee komplett sparen – aber das wissen wir auch erst, seit wir es probiert haben. Der Erfolg ist leider nicht nur Richtung 0, sondern wir haben uns bis auf die Achsen in den Salzschlamm eingegraben. Es ist 14.00 – Haimo packt Wasser, Funkgerät, Sonnenschutz und marschiert los. In der Ferne sehen wir eine große Insel. Mit dem 200er Tele kann man ein paar Hausdächer erraten – 100 prozentig sicher bin ich mir nicht. Aber wir haben keine Wahl. Ich bleibe bei Zebra und lädierten Hund und verbringe meine Zeit damit, mit rotem Handtuch in der gleißenden Sonne des Salars zu warten bis wieder ein Landruiser der Touranbieter vorbei fährt und winke und springe mir dann die Seele aus dem Leib – stundenlang vergeblich. Niemand sieht uns oder hat Lust stehen zu bleiben.

 

Mittlerweile ist der Kontakt unseres Funkgerätes abgebrochen – die Distanz zu groß. Die Dämmerung setzt ein – Haimo ist schon verdammt lange weg, ich mache mir Sorgen – hat das Wasser gereicht? Die Sonne geht unter und es wird dunkel. Ich laufe noch immer ums Zebra...da, in der Ferne sehe ich den Scheinwerferkegel eines motorisierten Zweirads. Gefühlte Ewigkeiten dauert es, bis das Motorrad am Zebra ankommt. Ein alter Mann und Haimo schieben die letzten Meter. Dieser Mann hat sich bereit erklärt, uns zu helfen. Er hätte Erfahrung und wüsste wie man helfen müsse, er würde morgen um 8.00 mit seinen vielen Freunden wieder da sein. Halleluja! Gibt es doch nette Menschen in diesem Land!! Kurz darauf meint er ohne Umschweife: für seine Hilfe möchte er 1.500 BOB von uns - gut – für einen Europäer mag das nun nicht unerschwinglich sein, aber für dieses Land mit dem niedrigsten Preisniveaus Südamerikas ist das ein Monatslohn. Mein Glaube an die Menschheit schwindet wieder, aber leider haben wir keine Wahl. Aktuell ist unser einziges Problem, dass wir gar nicht soviel Bargeld dabei haben – wozu auch – wer braucht schon Geld in der Salzwüste? Ich erkläre unserem geldgierigen Rettungsengel, dass wir lediglich 1.000 BOB Bargeld dabei hätten, da wir ja seit Tagen auf dem Salar sind – er könnte aber gerne nach seiner Hilfe mit uns raus fahren zu einem Bankomaten in Uyuni, dann kann er den Rest haben. Er überlegt, schaut uns prüfend in die Augen, überlegt weiter und gibt sich dann mit 1.000 BOB zufrieden. Um überhaupt von hier weg zu kommen, borgt er sich noch Werkzeug aus, um sein Motorrad wieder in Gang zu bringen, dann ist er weg.

 

Die letzte Nacht war nicht wirklich erholsam. Unsere verbrannten Gesichter brennen und pochen. Gizmo weckt uns, da er die ganze Zeit an seinen Wunden schleckt (was er natürlich nicht sollte) – und zu guter Letzt fragen wir uns natürlich was tun, wenn der gute Mann es sich anders überlegt und überhaupt – was macht dieses viele Salz bereits seit gestern mit den Eingeweiden unserer fahrbaren Untersatzes?

 

Der Wecker läutet um 6.15 Uhr – um Schlag 8.00 Uhr – wie vereinbart, sitzen wir im Führerhaus des Zebras und erwarten unseren Retter – niemand zu sehen. Die Stunden vergehen und unsere hoffnungsvolle Stimmung auch. Um 11.00 sehen wir ganz weit in der Ferne etwas auf uns zukommen – könnte ein Auto sein. Es dauert, bis das Gefährt erkennbar ist – ein ca. 40 Jahre alter Toyota Kombi. Müsste man das Gefährt nach seinem Aussehen beurteilen, wäre unsere Antwort wohl 100 Jahre! Mit Kleiderbügeln und Drähten sind einzelne Teile der ehemals grünen Karosserie angebunden, beim Heranfahren dreht sich jeder der beiden Scheinwerfer wie zwei schielende Augen in eine andere Richtung – gegengleich bewegen sich dazu die einzelnen Kotflügel – bei einem Gefährt wie diesem haben sich wohl die Macher von „Cars“ die eine oder andere Idee geholt. Bis der Toyota vor uns zum Stehen kommt ist eine Ewigkeit vergangen. Genug Zeit, um auf iOverlander einen Eintrag zu finden, der sich anhört, als hätten wir ihn geschrieben. Ein anderes Paar ist vor 2 Jahren genau an dieser Stelle gestrandet und hat nach einem längeren Marsch ebenso genau diesen alten Mann gefunden. Da er sich uns gegenüber nicht mit Höflichkeiten aufhält, wissen wir zumindest von iOverlander, dass sein Name Angosto ist – fast hat man den Eindruck, als würde er seinen Lebensunterhalt mit den „dummen“ Touristen bestreiten....

 

Angosto ist alleine gekommen – weit und breit keiner seiner Amigos zu sehen – angeblich hatten sie keine Lust – wir haben den üblen Verdacht, dass Angosto das Geld lieber alleine verdient. Für uns macht das den einen Unterschied, dass wir in den nächsten Stunden selbst härter mit anpacken müssen und weniger Hände halt mehr Zeit benötigen. Momentan überwiegt die Erleichterung, dass der alte Mann überhaupt noch aufgekreuzt ist.

 

Unsere heutige Begegnung beginnt, wie die gestrige geendet hat: Der Mann braucht Werkzeug von uns, damit seines Funktioniert. In dem Fall sehr viel Hydrauliköl von unserer einzigen Flasche, damit sein mitgebrachter Wagenheber überhaupt ein bisschen funktioniert – denn zwei werden wir brauchen für die kommenden Aktion. Einen halben Tag, viel Schweiß, viel bewegtes (Salz-Schlamm)-Gewicht und nicht zuletzt noch mehr verbrannte Haut später haben wir das Zebra aus dem Salar befreit. 1.000 BOB wechseln ihren Besitzer – Angosto versucht nochmals die fehlenden 500 BOB einzureklamieren, aber es gibt nun mal noch keinen Bankomaten in der Salzwüste. So oder so haben wir Angosto leider bewiesen, dass er so sein Geld verdienen kann und Touristen eh genug davon haben. Als unser Helfer losfahren möchte das gleiche Spiel wie gestern – er braucht Hilfe. Er schwingt sich in sein Auto und bedeutet Haimo mit einer selbstverständlichen Handbewegung, dass er schieben soll – kurz überlegen wir, ob wir ihm dafür 50 BOB abnehmen sollen, für die teure Hydraulikflüssigkeit weitere 100 BOB und den Schraubschlüssel gestern 10 BOB – rein aus erzieherischen Maßnahmen – von wegen, was Hilfe bedeutet. Wir sind aber zu müde für diese Spielchen und vor allem, er würde das nicht verstehen – das ganze Land tickt leider so. Wir geben ihm Starthilfe und verlassen den Salar Richtung Uyuni bzw. „Zugfriedhof“. Am Abend schält sich bereits die Haut von unseren verbrannten Gesichtern, wir sind total erledigt – auch Gizmo sieht mitgenommen aus, hat er doch die Aufregung der letzten 24h mitbekommen. Nach (einem dringend nötigen) Lagerplatz-Bier (nach diesem Erlebnis stünde uns nach einer intravenösen Variante) und 2 Flaschen Wasser fallen wir todmüde ins Bett und überlegen beim Einschlafen noch, ob und was wohl durch das Salz in Mitleidenschaft gezogen wurde bei unserem Zebra.

 

 

Am 4. Dezember 2018 schlafen wir erstmal gut aus. Die Anstrengung der letzten beiden Tage hat uns körperlich und ehrlich gesagt auch psychisch ziemlich geschafft. Nach dem Frühstück kratzen wir erstmal die Salzkrusten von den Matten im Führerhaus und fahren anschließend zu einem Lavadero. Das Gute, in Uyuni sind die Autowäscher mit sehr gutem Equipment und Wasserdruck ausgestattet, da Touristen aus aller Welt hierher kommen, um unbedingt ihre Autos von Salz verdrecken und im ungünstigsten Fall auch zerstören lassen wollen. Während der Wäsche stellt sich mal heraus, dass einer unserer vorderen Stoßdämpfer kaputt ist und Öl ausläuft. Wir fahren zum örtlichen Ersatzteilhändler und nach langem hin- und her bestellen wir dann etwas, das so ähnlich wie unsere Stoßdämpfer aussieht – unsere gibt es leider nicht und der chinesische Nachbau sieht nicht sehr vertrauenserweckend aus. Zwei Werkstätten später haben wir das Gefühl, dass hier irgendwie die Motivation fehlt – entweder hat man keine Lust sich für so wenig Arbeit wie Stoßdämpfer-Einbauen die schmutzigen Finger noch schmutziger zu machen oder es ist wegen Reichtum geschlossen. Gut – dann suchen wir uns zuerst einen „Taller de Radiatores“ - unser Kühler scheint undicht zu sein, die nächste Baustelle. Das junge Ehepaar, dass mit total einfachen Mitteln Kühler repariert bzw. Aluminium schweißt, ist wesentlich hilfsbereiter. Nur unseren Kühler können wir nicht tauschen – gibt es in Uyuni nicht – und schweißen geht nicht, da die Seitenteile aus Kunststoff sind – in diesem Land sind alle Kühler komplett aus Aluminium. Sie versuchen also mit kreativen Mitteln die undichten Stellen ausfindig und dicht zu machen. Danach bekommen wir noch ein „Kühler-Wunder-Klebe-Pulver“ – das wir morgen einfüllen sollen – es würde entweder helfen – oder nicht.

 

Als nächstes geht es wieder zum örtlichen Ersatzteilhändler, der Öl- und Filter wechselt – mitten auf der Straße – ungesichert.

 

Nach diesem Tag haben wir uns ein Bier verdient und stolpern ins „Extreme Fun Pub“ - die Flyer liegen in der ganzen Stadt auf – Spaß können wir gebrauchen. Da es Nachsaison ist sitzen hier lediglich 2 weiter Touristenpaare, deren Fun sich auf einem Level bewegt, den wir vermutlich nicht mehr erreichen werden heute Abend. Das Lokal ist eine Art Trinkhalle für systematisches Besäufnis. Auf einer großen Wand – von uns genannt „Hall of Shame“ prangern Bilder von europäischen und US Touristen, die beim „Lama-Sperma-Kampf-Trinken“ fotografiert wurden und gewonnen haben. Yeah! Der Nachbartisch mit den mittelalterlichen Spaniern kommt nun auch langsam in Stimmung und das Geburtstagskind darf seinen alkoholischen Cocktail aus einer Plastikvagina trinken. Wir schauen uns an und befinden, dass wir mit diesem billigen Schüttalkohol dieses Level wohl erreichen könnten, aber definitiv nicht wollen. Lieber kehren wir retour zu unserer Fellnase und bespaßen diese noch ein bisschen und gehen früher schlafen.

 

Am nächsten Morgen kehren wir wieder beim Ersatzteilhändler unseres Vertrauens ein und holen unsere Stoßdämpfer ab. Nachdem wir Ölwechsel und Kühler Reparatur schon hinter uns gebracht haben, beschließt Haimo, die Stoßdämpfer selbst zu tauschen – Platz und Ruhe haben wir ja am Zugfriedhof.

 

Als wir dort wieder ankommen, stehen dort frisch angekommen, neue Overlander: Stefan und Christa mit ihrem Ford Transit – die beiden wissen noch nicht so genau, wo sie bleiben wollen, sie warten vorrangig mal auf Bekannte, die mit ihrem MAN auch bald ankommen sollten. Da wir „unseren“ Platz weiter hinter empfohlen haben, fernab von den Touristenbussen kommen die beiden Fahrzeuge auch wenig später nach. Haimo hat in der Zwischenzeit begonnen, die Stoßdämpfer auszubauen und beim Einbau der neuen bemerkt, dass sie leider doch nicht so gleich sind, wie versprochen. Die Buchsen fehlen – nur ersetzt durch einen Gummi. Das wird nicht halten – wir müssen nach der Mittagszeit nochmals zurück in die Stadt und die Ersatzteile reklamieren. In der Zwischenzeit plaudern wir mit den anderen beiden Paaren und zeigen uns gegenseitig unsere „casas“. Es ist immer wieder interessant und inspirierend, welche Lösungen bzw. welche Varianten die einzelnen Overlander für die Einrichtung ihres fahrenden zu Hauses finden.

 

Später in der Stadt reklamieren wir unsere Stoßdämpfer und es wird schnell klar, sie können nicht zurückgegeben werden. Na toll. Nach einigem Hin- und Her, Verständigungsproblemen und inhaltlichen Differenzen einigen wir uns darauf, dass wir die Stoßdämpfer nehmen, wenn sie adaptiert werden – also wenn die Buchsen nachträglich eingepasst werden. Bis morgen um 11.00 soll das geschehen, denn wir wollen ja endlich weiter Richtung Lagunen Route.

 

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns alle von einander – die beiden anderen Paare wollen möglichst schnell weiter und runter von der Höhe – und wir wollen unsere Ersatzteile holen, einbauen und ebenfalls weiter – in unserem Fall aber geht’s weiter noch „oben“

 

Nach dem Lebensmitteleinkauf und dem Abholen der adaptieren Stoßdämpfer steht nun der Einbau der selbigen an – wir wollen weg aus Uyuni – raus aus dieser trostlosen Staubwüste. Alles klappt gut, anschließend werden ein paar lockere und klappernde Teile unter der Motorhaube noch festgeschraubt und wir packen zusammen und fahren trotz späterer Stunde Richtung Süden. Wir finden einen guten Nachtlagerplatz in einem versteckten Tal, bevor es Richtung Lagunen Route geht. Hier kann Gizmo frei laufen und wir vertreten uns alle drei die Füße.

 


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