Canon de Cotahuasi - Pausa


Der Tag des 2. März 2019 beginnt, wie der davor geendet hat: mit Nebel und Gewitter – Gizmo ist
beleidigt. Die Weiterfahrt hält die nächste Überraschung bereit: die offizielle Straße (AR 105) endet
bald, da sie komplett weggespült ist – wir kehren um und nehmen eine kleine Piste, die sich aber als top gewartet herausstellt. Und wieder sind wir auf 5.000 Höhenmetern angelangt – genauer gesagt auf 5.113. Wir lagern noch einmal vor dem eigentlichen Ort Cotahuasi und der Zufahrt zum Canon – dafür werden wir um 6.30 von einer tollen Lichtstimmung und einem Canon, der mit Nebelschwaden „gefüllt“ ist begrüßt. Während wir fotografieren hält ein Krankenwagen mit 2 Männern in Zivil. Im Gespräch stellt sich heraus, der eine ist Arzt und der andere sein Fahrer (aber kein Sanitäter) und beide sind in Zivil. Haimo ist natürlich neugierig und möchte gerne das Innenleben des Fahrzeugs sehen – die Kollegen tun ihm den Gefallen – fotografieren dürfen wir nicht – offensichtlich benutzen die beiden das Gefährt gerade für ihre eigenen Zwecke und transportieren einen Sack Zement, ein 100 Liter Fass Benzin und einen 50 kg Sack mit Nudeln im Patientenraum. Außerdem wären sie nicht in Uniform. Tja – was soll man sagen – typisch Südamerika halt! Wir werden zum zigten Mal eindringlich vor Lima gewarnt und die beiden schärfen uns ein, dass wir lediglich in den Touristenvierteln sicher wären – und weg sind sie.

 

Auch wir packen zusammen und stocken in Cotahuasi – soweit in dem kleinen Nest am Sonntag
möglich – unsere Vorräte auf und fahren noch zum Tanken. Und los geht’s in den Canyon. Eine
tolle Strecke – aktuell sind hier keine Touristen am Weg. Wir beschließen, zuerst die schmalere,
steinigere Piste zu den „Cataratas Sipia“ zu nehmen, heute auf dieser Seite des Canyons zu
übernachten und vorher den Wanderweg zum Wasserfall zu spazieren. Große Teile dieses Gehweges sind weggespült, aber dennoch kein Problem für uns. Später auf unserem ersten Lagerplatz unter 2.000 Höhenmetern freuen wir uns über die moderate Temperatur, trinken das erste Mal seit langem ein Lagerplatzbier und freuen uns über die Sonne. In der Ferne hört man leider schon wieder verdächtiges Donnergrollen und so bleiben wir alleine noch vor dem Zebra sitzen und genießen den späten Nachmittag – unser Bub hat sich ins Zebra verzogen, da fühlt er sich sicher vor dem drohenden Gewitter.

 

Der nächste Morgen begrüßt uns mit blauem Himmel und Sonnenschein – perfekt für die zweite
Strecke auf der anderen Fluss-Seite. Beiden Seiten sind sehenswert, weil total unterschiedlich. Die
„Wasserfallseite“ ist geprägt durch Kaktuswälder und führt weiter unten im Tal gelegen am Fluss
entlang – die anderen Seite bis zum Dorf Charcana hingegen bietet spektakuläre Aussichten und
führt in Serpentinen durch die Berge. Diese Piste ist top gepflegt und wird gerade breiter ausgebaut. Die weiterführende Piste ab Charcana ist ebenso in sehr gutem Zustand und scheint ebenfalls verbreitert worden zu sein. Für uns ist der Canon de Cotahuasi definitiv ein spektakuläres Highlight. Wenn wir uns zwischen Colca Canyon und Cotahuasi hätten entscheiden müssen, so wäre die Wahl wohl auf den letzteren gefallen. Beide sind tiefer als der Grand Canyon – der Canon Cotahuasi ist der tiefste der Welt mit 3.370m.

 

Beim verlassen des Canyons kommt dann erstmal die Ernüchterung: die Straße in den Norden
scheint nicht mehr zu existieren. Hm. Dann fahren wir halt in den Süden – auch wenn es die
komplett falsche Richtung ist – irgendwie wird es wohl weiter gehen. So ist es dann auch. Wie so
oft werden weggespülte Straße nicht mehr beserviced und eine kleine Piste zur Hauptverbindung
ausgebaut. Wir kommen an einigen Baustellen vorbei – auch diese Strecke ist durch die Unwetter
sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. An einer Stelle fahren Mitarbeiter einer Baustelle vor, um
die Straße für uns noch zu kontrollieren, sie meinen, wir wären zu schwer und zu breit – im
Endeffekt ist das Zebra aber nicht breiter als die Kleinbusse, die hier auf der Strecke fahren – aber
wir freuen uns über den freundlichen Service. Unser heutiger Nachtlagerplatz ist notgedrungen ein
Fußballplatz, der ob der Regenzeit gerade nicht genutzt wird. Im nicht-überschwemmten Teil
können wir mit Gizmo die Gassirunde drehen (nicht, dass ihn das Bad in einer der Riesen-Pfützen
gestört hätte) und gehen früh schlafen.


Unser Weg nach Pausa führt weiter über eine landschaftlich schöne Bergstraße mit Serpentinen und tollem Ausblick. Wie immer lassen uns die diversen Baustellen-Prozedere schmunzeln – wer auch immer das „Pare-Schild“ (Stopp-Schild) in der Hand halten darf, lässt keinen Zweifel daran, wer die wichtigste Aufgabe auf der Baustelle hat.


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