Heimaturlaub – zweite Stadtrunde


Am 18. Jänner 2019 reiten wir wieder am obligatorischen Campingplatz in Cusco ein – man könnte
sagen, er ist ein Schatten seiner selbst – schwer gezeichnet von der Regenzeit. Die
Schlammschlacht hat begonnen. Der Rasen ist total zerstört von all den Offroad Fahrzeugen, im
Schlamm steht das Wasser. Außerdem ist es ziemlich voll geworden hier. Daher stellen wir unser
Zebra – weil wir es noch schaffen mit dem Allrad – auf eine etwas höhere Parkebene, um so dem
Schlimmsten zu entkommen und vor allem, um zu verhindern, dass unsere Wasserratte Gizmo nicht gleich bei jedem Sprung aus dem Zebra mitten in einem Schlamm-Pool landet.


Die Zeit bis zu meinem „Heimaturlaub“ verbringen wir mit dem Sichern unserer Daten und Wäsche
waschen (und trocknen im Freien zur Regenzeit!). Wir haben lange überlegt, wie wir „die Sache“
mit dem Heimaturlaub gestalten sollten. Zum einen wollen wir Gizmo wegen 14 Tagen
Heimaturlaub nicht 2 Überseeflüge zumuten, dazu kommt, dass am Zebra so einige Servicearbeiten zu erledigen sind. Also bietet es sich an, dass ich Heimfliegen würde, um die wichtigsten Dinge zu erledigen und Haimo derweil Gizmo hüten und Wartungsarbeiten am Zebra durchführen sollte. Am 22. Jänner 2019 ist es dann soweit – der Hausherr fährt uns zum Flughafen. Haimo und ich trinken noch einen Kaffee zusammen und verabschieden uns dann nach einem Jahr, in dem wir 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche gemeinsam auf engstem Raum verbracht haben. Ein komisches Gefühl – dieses Gefühl wird während der gesamten Reise in die Heimat noch stärker – ich komme mir so „halb“ vor.


In den folgenden zwei Woche bin ich damit beschäftigt so viel Familie und Freunde wie möglich zu
treffen, Ersatzteile zu besorgen, nötige Arztbesuche zu absolvieren (und das sind nicht wenige),
unsere Reiseapotheke aufzustocken, notwendige Arbeiten am Haus zu organisieren und
Behördengänge zu erledigen. Dazwischen gönne ich mir viele Schlucke des guten Salzburger
Untersbergwassers und erfreue mich am heimischen Essen. So einfache Dinge wie Warmwasser
beim Duschen mit gutem Wasserdruck oder keinen Reisedurchfall mehr haben sind meine
aktuellen Freuden. Ich finde nicht viel Schlaf, zwei Wochen mit den Lieben zu Hause sind nicht
genug um wirklich jeden zu treffen und ich leide unter akutem Freizeitstress.


Haimo beserviced indessen das Zebra und sieht zu, wie um ihn diverse Offroadler andere Offroadler mit ihren Fahrzeugen aus dem Schlamm zu befreien versuchen. In der Folge wird von den Campingplatzbesitzern Schotter herbei gekarrt, um der nassen, widerspenstigen Natur Herr zu
werden. Das Zebra wird (innen) geputzt und der Badventilator wieder dicht gemacht. In der
Werkstatt werden Radlager und Bremsanlage von Uyunis Salz befreit – der Salar und unser
Einsinken im Selbigen haben so einigen Schaden am Zebra angerichtet. Nicht zu vergessen unsere
gebrochene Blattfeder. Haimo versucht außerdem unseren kaputten Tacho wieder herzustellen und
das Frauli bekommt ein eigenes Leselicht installiert. Gizmo wird von Haimo´s neuen Nachbarn –
ein Gruppe junger Leute in einem Bulli T2 – bespaßt. Außerdem lernt Haimo richtige
„Reisegrößen“ kennen: Juliana und Dieter Kreutzkamp. Die beiden haben die Reise zu ihrem Beruf
bzw. Berufung gemacht und sind seit ungefähr 40 Jahren am Weg. Dieter hat schon einige Bücher
geschrieben und ist immer wieder in diversen Talkshows zu Gast.


Man sieht – wir haben in völlig verschiedenen Welten 2 geschäftige Wochen verbracht (ok – ich
hatte vielleicht ein bisschen mehr Komfort ,-)). Am 8. Februar hat mich die „Reise-Realität“ wieder
und obwohl es nur 2 Wochen waren, freuen wir uns alle drei, endlich wieder beisammen zu sein.
Der Jetlag, der mich ohnehin während der ganzen Zeit zu Hause begleitet hat, gibt mir jetzt den
Rest – während Haimo noch mit mir redet und Gizmo unermüdlich seine Pfote anbietet schlafe ich
ein – und 12 Stunden durch.

 

Die Zeit bis zur Abreise aus Cusco verbringen wir mit der Fortsetzung unseres Stadtbummels –
besuchen unsere „Stammlokale mehrmals“, haben dort nette Gespräche mit anderen Gästen,
besichtigen noch Museen und Gebäude, die auf unserer Liste stehen. Außerdem stolpern wir durch
Zufall in eine „Free-Walking“ Tour, die wie in allen anderen Städten unserer bisherigen Reise sehr
zu empfehlen ist.


Am Campingplatz herrscht geschäftiges Kommen und Gehen und ein Schweizer Paar in einem
Vehikel gesellt sich dazu, das wir noch nie gesehen haben: ein MOWAG – fast müsste man sagen:
DER Mowag, denn es gibt von seiner Art nur mehr zwei – einer steht im Museum und einer darf
sich schon seit vielen Jahrzehnten die Welt anschauen. Sowohl für Angela und Andre als auch für
uns ist am 12. Februar 2019 der Tag der geplanten Weiterreise. Die beiden sind schon früher fertig
und los gefahren – als wir gerade beim Wassertanken sind – 2 Stunden später – kommen sie
geschafft wieder retour. Alle Ausfahrtstraßen aus Cusco wären blockiert von der indigenen
Bevölkerung – na toll – wieder einmal Blockade-Zeit. Der Hausherr gesellt sich dazu und erwähnt
nun so nebenbei, dass es heute keinen Sinn machen würde, die Stadt zu verlassen. Irgendwie sagt
uns der Blick der beiden Schweizer, dass sie sich gefreut hätten, hätte er dieses Wissen mit seinen
Gästen geteilt – sie hätten sich das Chaos gerne erspart. Was solls – Mowag wird wieder eingeparkt und wir setzen uns zusammen auf ein Bier und plaudern ein bisschen. Später spazieren wir gemeinsam runter in die Stadt und gehen einmal gemütlich essen, danach trinken wir bei Live-
Musik einen Pisco Sour und schließlich überredet uns die Barkeeperin unseres Vertrauens, mit ihr
ins Papacha zu kommen – einem Veranstaltungslokal, das zu 99% von Einheimischen frequentiert
wird. Hier wird peruanische Musik gespielt – traditionell – aber in moderner Interpretation. Um
2.00 suchen wir uns ein Taxi und fahren zurück zum Campingplatz – wir wollen morgen alle früh
raus, damit wir vor möglichen neuerlichen Straßenblockaden aus Cusco draußen sind.


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