Ocucaje – Ica – Paracas – Playa Hermosa – Anreise Lima


Nächster Stopp ist die älteste Pisco Destillerie Perus: Ocucaje. Obwohl Ocucaje gut im Geschäft zu
sein scheint (man findet ihre Produkte in jedem Supermarkt), ist das Gelände irgendwie
verwahrlost. Die Führung (durch den Staplerfahrer) ist irgendwie halbherzig und inhaltlich nicht
sehr ergiebig. Lediglich die versteinerten Walknochen, die am Gelände gefunden worden sind und
nun auf Paletten „aufgebahrt“ werden sind sehenswert. Das Hotel des Geländes wurde bei einem
schweren Erdbeben im Jahr 2007 zerstört und steht genauso noch immer da. Umso besser sind zum Glück die Weine und der Pisco, die wir verkosten und mitnehmen.

 

Der nächste Stopp sollte Ica sein. Die Hauptstadt des gleichnamigen Departementos und ihre
Umgebung sind Hauptanbaugebiet für grünen Spargel, Datteln und Wein. Am Weg hierher kann
man vielerorts frische Oliven bzw. kaltgepresstes Olivenöl kaufen. Berühmt ist Ica aber für seine
Dünen. Da wir beschlossen haben, die extrem touristische Oase „Huacachina“ nordwestlich von Ica
auszulassen, wollte wir zumindest in der unmittelbaren Umgebung der Stadt die Dünen besichtigen. Huacachina mit seiner Lagune und den Dattelpalmen war schon während der Inkazeit ein heiliger Ort – später in den 1920er bis 1950er Jahren ein Nobelbadeort. Heute ein Schatten seiner selbst – durch den erhöhten Wasserbedarf von Ica ist die Laguna um die Hälfte geschrumpft – mittels Pipeline wird für Wasserzufuhr gesorgt, um die Lagune vor dem Austrocknen zu bewahren. Und zu guter Letzt – wie überall in Peru – hat man hier ein enormes Müllproblem – die Dünen rund um die Oase sind völlig zugemüllt. Wir wollen also die Dünen rund um Ica besuchen, unser Reiseführer empfiehlt das als „saubere Alternative“. Leider können wir das nicht bestätigen: der Weg rund um die Dünen in Ica ist völlig vermüllt – wir können einfach nicht verstehen, wie einen das nicht stören kann, mitten im Müll zu leben. Also suchen wir auch hier schnell das Weite und setzen unsere Reise Richtung „Reserva Nacional de Paracas“ fort.

 

Das „Reserva Nacional de Paracas“ ist auf einer Halbinsel an der Pacific Küste gelegen. Unter
Overlandern sehr beliebt, kann man dort auf diversen Wegen auf eigene Faust in der Natur
herumkurven und sich ein bisschen vom dicht besiedelten Gebiet erholen. Als wir dort ankommen,
kommt jedoch schnell die Ernüchterung: Seit der „Erneuerung“ gibt es folgende Änderungen: 1.
Nur mehr der Festlandteil des Reservas darf besucht werden – die gesamte Halbinsel ist für die
Besucher gesperrt – ebenso die Ruinen, die sich an der Küste befinden. 2. Man darf nur mehr in den Besucherzentren der Lagunillas übernachten – Auspuff an Auspuff mit den anderen Besuchern – nix mit Ruhe und Natur genießen. 3. Last but not least ist seit der Neueröffnung dafür der Eintrittspreis erhöht worden. Wir können es noch immer nicht ganz glauben und fahren mal los – und tatsächlich – die Piste, die auf die Halbinsel und in den früheren Park führen würde, ist gesperrt – zugeschüttet. Das bisschen, was vom Reserva übergeblieben ist (ca. 1/3)des ursprünglichen Gebietes) ist zur Touristenautobahn geworden. Vor allem die geführten Quad-Touren sorgen für viel Lärm und viel Verkehr. Als wir dann noch die einzige asphaltierte Strecke bis zum Hafen fahren, lösen sich ein paar Fragezeichen auf: Wir sehen Personal-Transportbusse, außerdem berichten andere Reisende davon, dass von diesem Hafen Mineralien verschifft werden – dann ist ja klar, was hier läuft. Die Halbinsel mit seinem Reserva musste offensichtlich Minentätigkeiten weichen – soweit geht der Umweltschutz dann nicht – man baut einfach 2 neue Aussichtspunkte, spricht von Neueröffnung, erhöht den Ticketpreis und wer nicht weiß, wie es vorher war, der findet es vielleicht auch noch schön. Frustriert von all dem Lärm hier suchen wir das Weite und bleiben „illegal“ an einem der Aussichtspunkte stehen – hoffen, dass uns die Parkaufsicht nicht vertreibt – wir haben Glück und können hier heute ein ruhige Nacht etwas abseits der Touristenmassen auf einem asphaltierten Parkplatz verbringen.


Am Morgen des 9. März, als Haimo gerade den Kompressor anwirft und Luft in einen der Reifen
füllt (unsere nächste Baustelle, wie es scheint), hält das Fahrzeug der Parkaufsicht. Man möchte
sinnigerweise wissen, ob wir hier jetzt campen wollen und wie lange wir bleiben. Hm. Wir deuten
auf das offensichtliche (den platten Reifen) und versprechen, so schnell wie möglich das Weite zu
suchen und versichern, uns ganz sicher nicht länger im Park oder hier aufhalten zu wollen. Nach
dem Frühstück fahren wir den Park bis zu seinem Ende in den Süden ab. Eine Quad-Lärm-Tour
folgt der anderen – von wegen Tierschutz. Hier handelt es sich leider – wie so oft in
südamerikanischen Ländern – um ein „Pseudo-Reserva“ zum Geld-Machen – aber mit Natur- und
Tierschutz bzw. Ruhe und Erholung hat das hier alles gar nichts zu tun. Dennoch muss man sagen:
das bisschen, das man sieht, ist wunderschön!

 

Zurück auf der Panamericana Richtung Norden bzw. Lima freuen wir uns dann endlich über ein
schönes Asphaltstück. Die Straße ist in gutem Zustand und wir kommen seit langem endlich einmal
etwas schneller voran. Die Sand- bzw. Dünenlandschaft am Weg der Küste entlang ist schwer
vermüllt und von einem schier endlos scheinenden Minenwildwuchs durchlöchert. Peru hat
spätestens hier von uns den zweifelhaften Platz 1 für das vermüllteste Land verliehen bekommen.


Kurz vor Lima benötigen wir noch einmal einen Lagerplatz und entscheiden uns aufgrund der
dichten Besiedelung und dem Mangel an „Wildcamps“ für einen Parkplatz an der Playa Hermosa.
Hier haben die Reichen ein Haus bzw. fahren am Wochenende zum Baden hierher. Unser Parkplatz
ist nichts besonderes, die frei laufende Hunde stressen uns wieder etwas beim Auslauf mit Gizmo,
aber der Ausblick ist sehr schön und die Nacht weitgehend ruhig und vor allem sicher. Viel
unglaublicher ist, dass dieser Parkplatz ein Tipp von iOverlander ist und Peruanern gehört, die hier
eines der kleineren, nicht-feudalen Häuschen besitzen und Overlander GRATIS übernachten lassen.
Eine nette Geste, die einem in Peru, dem Land mit der höchsten „Gringo-Tax“ mehr als sehr selten
zu teil wird. Wir hätten gerne im Gegenzug das Abendessen der Hausherrin genossen (sie kocht
gerne für Besuch) und dafür bezahlt, aber sie ist leider nicht hier heute.


Am Vormittag des 10. März 2019 erreichen wir Lima. Ja – die Stadt ist nicht klein und der Verkehr
und vor allem das sinnlose, nervenaufreibende Gehupe sehr anstrengend, aber wir kommen
unbeschadet an unser Ziel: einen Parkplatz im guten Stadtteil „Miraflores“. Hier wollen wir sicher
parken und von da unsere Besichtigungstouren starten. Wir feilschen um den Preis für 3 Nächte und dürfen im Zebra übernachten. Wegen Gizmo fragen wir erst gar nicht – wer fragt, verliert. Wir
feiern unseren guten sicheren Lagerplatz im Restaurant um die Ecke mit Pisco Sour und Burger.


Als wir zurückkehren stehen weitere Oberlander hier: 1 Paar aus Brasilien – Tatiana und Vagner aus Campo Grande sind ebenfalls in Begleitung ihrer beiden Vierbeiner am Weg.


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